Ein vor Begeisterung sprühender Lutz Jäkel, Reisereporter und Islamwissenschaftler aus Berlin, zog am Donnerstagabend die hundert Besucher im Pfarrheim zur Hl. Familie in Rhede in seinen Bann. Mit seiner Live Reportage „Syrien ohne Krieg“ fesselte Jäkel drei Stunden lang seine Zuhörer, unter ihnen viele Flüchtlinge aus Syrien, die jetzt ihre Bleibe in Rhede gefunden haben. Die „Ehrenamtlichen“ der Rheder Flüchtlingshilfe hatten den kompetenten Fachmann Jäkel nach Rhede geholt um durch ihn einen besseren Einblick in die arabische Mentalität zu bekommen. Um ein Land näher kennenzulernen, welches in der Presse und Fernsehen nur durch die Kriegsgräuel auf sich Aufmerksam macht.
Mit einer Reise von Damaskus in den Süden, nach Osten, den Norden und den Westen zeichnete er ein vielfältiges und für viele unbekanntes Syrien. Bei den syrischen Besuchern kamen z. Teil Tränen der Wehmut beim Betrachten der Bilder aus der zurzeit verlorenen Heimat. Jäkel bewies große Sachkenntnis und eine warme Empathie für die vielschichtigen Bevölkerungsgruppen. Für ein Land, das als Ursprung der drei großen Schriftreligionen gilt (Judentum; Christentum und Islam).
Er stellte dar, dass es vor dem Krieg ein einvernehmliches Miteinander der vielen unterschiedlichen Religions- und Islamgemeinschaften gab. Das verbindende Band ist die gemeinsame syrische Kultur. Diese These wurde auch von anwesenden Syriern bestätigt.
Auf die Frage, wer denn die ersten christlichen Missionare in Syrien waren, konnten die syrischen Christen nur staunend die Augen aufreißen. Laut Jäkel war es der Apostel Paulus, der als erster als „Flüchtling“ über die Balkanroute nach Europa (Rom) kam und damit das Christentum nach Europa brachte. Jäkel hatte während seiner Studienzeit in Damaskus und auf seinen vielen Reisen unterschiedliche Begegnungen mit den Menschen aus allen Schichten, dabei ist er zu Beginn auch in so manches Fettnäpfchen getreten. Z. B. als er mit seinen neuerworbenen arabisch Kenntnissen in einem Café einen Kaffee bestellte und der Kellner ihn mitleidig belächelte, weil er übersetzt aus dem Hocharabisch folgendes gesagt hatte: „Würden Euer Hochgeboren, wohl die Güte haben mir einen Kaffee zu kredenzen?“
Viele Flüchtlinge fühlten sich erinnert, an ihre Missgeschicke, die sie mit der deutschen Sprache, zu Beginn ihres Deutschlandaufenthaltes gemacht haben. Angekommen im Westen, an den am Mittelmeer gelegenen Teil des Landes, konnte man schon auf die Idee kommen, nach dem Krieg seinen Urlaub an syrischen Stränden zu verbringen.
Insgesamt konnte man sagen diese Reportage trägt bei zu einem besseren Verständnis zwischen den Ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern und den syrischen Flüchtlingen. Mitarbeiter vom Jobcenter und Flüchtlingsverwaltung der Stadt Rhede, die natürlich privat und in eigenem Interesse anwesend waren, teilten diese Ansicht. Bereichert wurde der Abend durch Herrn Alwan Alahmad, der begleite mit seinem syrischen Saiteninstrument einige Lieder auf arabisch und kurdisch zu Gehör brachte.
Autor: Manfred Höyng